Noch mehr Unterstützung in Bevölkerung und Politik durch gute Argumente: So beschreibt die Bürgerinitative (BI) Düssel-West mit demonstrativer Entschlossenheit ihre weitere Strategie und zieht kurz vor Ablauf der Widerspruchsfrist zur geplanten Regionalplanänderung eine äußerst positive Bilanz ihrer Arbeit. Es sei gelungen, innerhalb kürzester Zeit rund 450 Unterschriften gegen eine Bebauung von Düssel-West mit bis zu 400 Wohneinheiten zu sammeln. Seit zwei Wochen kämen verstärkt Online-Petitionen mit Hilfe der eigenen Homepage www.duessel-west.de dazu. Diesen Weg hätten ebenfalls rund 300 Unterstützer gewählt. Nicht zuletzt weist die BI auch auf den großen Zuspruch via Facebook hin. Hier zählt sie inzwischen 225 Abonnenten unter @bi.duessel.west.

„Wir spüren und erleben eine große Solidarität in und außerhalb Düssels“, freut sich BI-Sprecher Reinhardt Weniger. Immer mehr Menschen verstünden, dass es hier „eben nicht um die Einzelinteressen einiger Modernitätsverweigerer in einem verschrobenen Dorf“ gehe. Abgesehen von schweren finanziellen Nachteilen für ganz Wülfrath, die alle Wülfrather über höhere Steuern und Abgaben zu schultern hätten, stelle die Versiegelung von zehn Hektar wertvollsten Ackerlandes „eine ökologische Sünde sondergleichen“ dar. Weniger macht es nach eigener Aussage „traurig und auch etwas wütend“, dass große Teile der Wülfrather Kommunalpolitik dies sogar als „Chance“ auch für künftige Generationen bezeichneten. „Angesichts des großen Engagements vieler junger Leute bei Fridays for Future etwa sollten diese Leute ihre Behauptungen einmal dringend überdenken.“

Nicht hinzunehmen seien auch die „Beruhigungspillen“, die Bürgermeisterin Claudia Panke und andere verteilten. Weniger: „Einerseits sagen sie, Düsseldorf benötigt jetzt neuen Wohnraum und die Stadt Wülfrath muss jetzt wachsen, so schnell wie möglich. Andererseits behaupten sie, Düssel-West sei nicht so dringend, es könne noch zehn oder zwanzig Jahre dauern, bis da gebaut werde.“ Diese widersprüchliche Argumentation sei nicht glaubwürdig. „Wir fallen darauf nicht herein.“

Nicht hereinfallen sollten Öffentlichkeit und Politik nach Auffassung der BI auch auf das von der Verwaltung der Bezirksregierung angewendete Punktesystem zur Bestimmung neuer Siedlungsbereiche. Demzufolge hatte die Fläche Düssel-West mit 44,8 Punkten Spitzenwerte erreicht, die eine Ausweisung als Siedlungsgebiet scheinbar nahelegen. „Es ist jetzt dringend erforderlich, dieses von der Planungsbehörde erstellte Ranking zu überprüfen“, fordert der BI-Planungsexperte Michael Münch und fügt hinzu: „Es wird dieser Überprüfung nicht standhalten.“

Münch zufolge ist die Auswahl der einzelnen Gewichtungskriterien „subjektiv und unvollständig“. Wichtige Fachkriterien wie der Artenschutz, die technische Infrastruktur, die Flächenverfügbarkeit, die Topographie und das Bodenmanagement sowie alle anfallenden Kosten zur Realisierung eines neuen ASB (Allgemeiner Siedlungsbereich) würden überhaupt nicht im Ranking dargestellt. Verkehrliche Themen würden mehrfach aufgeführt – und dadurch überbewertet. Der Klimaschutz sei dagegen kein Thema im Flächenranking.

„Die Anbindung des ASB an den ÖPNV, hier insbesondere an die Schiene, kann eine maximale Punktzahl von 40 erreichen. Sämtliche ökologischen Faktoren werden zusammengefasst und können insgesamt nur ein Gewicht von 15 Punkten erreichen“, führt Münch aus. Dies führe zu einer erheblichen Verzerrung in der Gewichtung der einzelnen Faktoren. „Im Falle von Düssel-West wurden dem ökologischen Faktor erstaunliche 14 Punkte zugeordnet, die Fläche wird also als ökologisch unbedenklich eingestuft.“ Das sei haarsträubend: „Wo bitte sind die naturwissenschaftlich haltbaren Analysen und Fachgutachten?“